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Jahrestagung 2011, Linz

Datum:
28. Nov. 2023
Jahrestagung 2011, Linz
64. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Katholisch-Theologischer Bibliotheken (AKThB)
zum Thema »Kirchliche Bibliotheken von heute – stark machen für morgen!«

Die AKThB veranstaltete unter Regie der Universitätsbibliothek der Katholisch-Theologischen PrivatUniversität Linz vom 4.-8. Juli 2011 im Bildungshaus der Diözese Linz Schloss Puchberg/Wels ihre 64. Jahrestagung – zum ersten Mal wieder in Österreich seit 1995.
Aus dem Missionsauftrag des Paulus an seinen Mitarbeiter Timotheus »Bring […] mit, auch die Bücher, vor allem die Pergamente, damit […] die Verkündigung vollendet wird und alle Heiden sie hören können.« (2. Tim. 4, 13) lässt sich der Beweggrund für die Aufmerksamkeit ableiten, mit der die Kirche die eigenen Bibliotheken geschaffen, ergänzt und bewahrt hat. Inmitten der pastoralen Aktivitäten haben kirchliche Bibliotheken mit ihren pastoralen Gütern – ihren immensen Kultur- und Kunstschätzen –, ihren Platz zunächst als Garanten des kulturellen Erbes eines Landes, aber auch und vor allem als Mittel zur Erfüllung der Sendung der Kirche und als Werkzeuge der Evangelisierung und der Bildung des Volkes Gottes. Gerade diese zentralen Aufgabengebiete – unterstrich Christine Glassner von der österreichischen Akademie der Wissenschaften in ihrem Eröffnungsvortrag im Rahmen der feierlichen vom Quartett Stretto und der Volkstanz- und Schuhplattlergruppe Bad Zell im Mühlviertel umrahmten Eröffnungsveranstaltung der Tagung – verpflichten die Bibliotheken zugleich auch, von jeder Art „Ausverkauf von Kulturschätzen aus ökonomischen Erwägungen“ Abstand zu nehmen. Darüber hinaus attestierte sie aber den kirchlichen Bibliotheken einen hohen technischen und bibliothekarischen Standard, der sich durch ein großes Engagement bei der Konservierung, der Erschließung der Bestände und bei der Vernetzung untereinander und mit säkularen Bibliotheken und Archiven niederschlägt.

 
Allerdings müssen auch die kirchlichen Bibliotheken den immer neuen Herausforderungen des modernen Lebens gerecht werden: Die schwierige Lage der Ordensbibliotheken, die Umstrukturierungen in den kirchlichen Hochschulbibliotheken, der Ausbildungsstand der kirchlichen BibliothekarInnen, die knappen finanziellen Ressourcen sowie der Wandel im Bibliothekswesen durch den Paradigmenwechsel hin zu digitalen Medien fordern von den kirchlichen Bibliotheken und ihren TrägerInnen eine hohe Flexibilität und neue Antworten, so dass es nahe lag die 64. Jahrestagung unter das Thema »Kirchliche Bibliotheken von heute – stark machen für morgen!« zu stellen. Kirchliche Bibliotheken beteiligen sich bereits heute über elektronische Informationsnetzwerke am Austausch von Daten in der Form von virtuellen Katalogen (z. B. Virtueller Katalog Theologie und Kirche), Datenbanken (z. B. Predigtdatenbank) und Dokumentenservern (z. B. Kirchlicher DokumentenServer) und machen so ihr wissenschaftliches, religiöses und literarisches Gedächtnis für die Forschung verfügbar.

Im Fokus standen deshalb Workshops zu den zentralen Aufgabengebieten und Herausforderungen kirchlicher Bibliotheken, darunter etwa die Fragen der Erhaltung wertvoller Bestände und die Bekämpfung von Schimmelbefall. Ingrid Hödl vom Steiermärkischen Landesarchiv/Graz erörterte in ihrem Workshop »Schimmelpilze und Kulturgut: Ein permanenter K(r)ampf« die Ursachen von schädigenden Mikroorganismen und deren Bekämpfung. Archiv- Bibliotheks- und Museumsgut ist von der Substanz her eine ideale Lebensgrundlage für Mikroorganismen. Kontaminiertes Kulturgut ist wegen ungünstiger Lagerungsbedingungen, Unwissenheit, Wasserrohrbrüchen bzw. Überschwemmungen oder wegen gravierender Baufehler beinahe überall vorhanden. Seit Jahrhunderten sagen Kulturschaffende mit unterschiedlichsten Mitteln und Methoden und – mit teils nur kurzfristigem Erfolg – den Schimmelpilzen den Kampf an. Der Schwerpunkt des Workshops lag auf der Vorstellung prophylaktischer und konservatorischer Maßnahmen, die lediglich Zeit aber keine sehr großen finanziellen Mittel benötigen.

Ein zukunftsweisender Workshop mit Jürgen Plieninger von der Bibliothek des Instituts für Politikwissenschaft/Universität Tübingen befasste sich mit Web 2.0 bzw. Library 2.0, bei der es um den Einsatz von Web 2.0-Anwendungen in der Bibliotheksarbeit ging. Dabei werden Computerprogramme eingesetzt und so ausgestattet, dass weltweit auf deren Inhalte zugegriffen werden kann. Diese Inhalte können leicht kooperativ übernommen und angepasst werden. Library 2.0 bedeutet darüber hinaus die Anpassung und den Einsatz von Web 2.0-Programmen und -elementen in der Bibliotheksarbeit, beispielsweise bei der Arbeitsorganisation, bei Informationskompetenz-Veranstaltungen oder in der Öffentlichkeitsarbeit. Dabei ist es gleich, ob die Instrumente in einer großen oder einer kleinen Bibliothek eingesetzt werden, da man sie leicht implementieren kann. Welche Programme dazu zählen und wie man sie gezielt einsetzt, verdeutlichte dieser Workshop. Ein Schwerpunkt lag dabei auf dem praktischen Einsatz, wie man durch Anwendungen wie Weblogs, Wikis, RSS, Twitter, Facebook etc. Mehrwert für sich und seine NutzerInnen erzielt.

Ein drittes Referat von Barbara Lison aus der Stadtbibliothek Bremen befasste sich unter der Überschrift »Non olet pecunia privata? Oder: Wie können Bibliotheken zusätzliche Ressourcen erschließen?« damit, wie kirchliche Bibliotheken mit Erfolg Extra-Mittel für ihre Aufgaben und Projekte akquirieren können, die heute für die Bibliotheksarbeit dringend gebraucht werden. Dabei wurde besonders darauf eingegangen, welche Voraussetzungen dabei berücksichtigt und welche Barrieren und Fallen vermieden werden sollten. Anhand von Beispielen aus der Praxis wurde dieses Thema von verschiedenen Seiten differenziert betrachtet und Tipps für ein erfolgreiches Handeln präsentiert.

Der letzte Workshop von Stefan Büttner vom Fachbereich Informationswissenschaft an der Fachhochschule Potsdam widmete sich den verschiedenen Grundprinzipien und Phasen des Projektmanagements. Der Workshop vermittelte anhand eines Beispiels praxisrelevante Grundprinzipien des Projektmanagements für Bibliotheken im Kirchlichen Raum. Projekte aus dem Arbeitsbereich der TeilnehmerInnen waren Gegenstand einer Übungsphase. Ausgehend von einer Idee wurden die Phasen des Projekts bis zum erfolgreichen Projektabschluss gemeinsam betrachtet. Zu jeder Phase wurden den TeilnehmerInnen Praxishilfen in Form von Templates, Checklisten, und Tools zur Verfügung gestellt und diskutiert. Als Ergebnis des Workshops sollten alle in der Lage sein, Projekte zu planen, zu steuern, Tools und Hilfsmittel problembewusst einzusetzen und zu einem erfolgreichen Abschluss zu führen. Dabei standen die Spezifika von Projekten im Bibliotheksbereich stets im Mittelpunkt.

 
Das Programm umfasste darüber hinaus auch diverse Bibliotheksführungen an der Katholisch-Theologischen PrivatUniversität und der Oberösterreichischen Landesbibliothek in Linz und der Diözesanbibliothek, der Bibliothek der Erzabtei St. Peter und der Universitätsbibliothek in Salzburg, Gottesdienste mit den Bischöfen Ludwig Schwarz und Alois Kothgasser, Empfänge an der Katholisch–Theologischen PrivatUniversität Linz, beim oberösterreichischen Landeshauptmann Josef Pühringer in der neu gestalteten oberösterreichischen Landesbibliothek und der Salzburger Landeshauptfrau Gabi Burgstaller auf der Festung Hohensalzburg, den Besuch des österreichischen Papiermachermuseums in Laakirchen und anderes.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Bibliothekarinnen und Bibliothekare der Hochschul-, Diözesan- und Ordensbibliotheken heute mit großem Engagement zu kulturellem Leben und folglich auch zur Evangelisierung anregen und damit durch ihre kontextuelle Verankerung eine komplementäre Ergänzung zum staatlichen und kommunalen Bibliothekssystem bieten. Sie dienen der Wissenszunahme in Kirche und Theologie und begleiten die Forschung und das Bemühen aller, die ihre Kenntnis erweitern wollen und eine vertiefte Erkenntnis des christlichen Denkens anstreben.