Nachruf auf Prälat Dr. Sigmund Benker
(*8. Dezember 1927 in Nürnberg, Priesterweihe 29. Juni 1957, +16. Sept. 2018 München)
Requiem am 22. September 2018 um 10.00 Uhr im Dom zu Freising
Eminenz,
Sehr geehrter Weihbischof Dr. Haßlberger,
Sehr geehrte Trauergemeinde,
Mit Dr. Benker verliert die Arbeitsgemeinschaft Katholisch-Theologischer Bibliotheken einen sehr geschätzten und historisch hoch kompetenten Kollegen des kirchlichen Bibliothekswesens. Viele Jahre war er Mitglied im Beirat, einige Jahre sogar unser stellvertretender Vorsitzender. Er unterstütze in positiver Weise die Arbeit der ganzen Arbeitsgemeinschaft und der Landesgruppe Bayern. 2007 wurde er von der Mitgliederversammlung der AKThB zum Ehrenmitglied gewählt.
In unsere Trauer und Klage mischt sich das fürbittende Gebet für den Toten und diejenigen, die ihm nahe stehen.
In die Melodie der grüßenden Engel verwebt sich unser Dank für all das, was er uns kirchlichen Bibliothekaren geschenkt hat. Er hat seine Ideen mutig in die Debatten eingebracht. Sammlungen, diözesane Sammlungen, sollten abgerundet und Lücken aufgefüllt werden. Für ihn konnte das alte Buch seine Aussage, seine Kraft erst dann recht entfalten, wenn der Text durchgängig und vollständig zu lesen ist.
In der Freisinger Dombibliothek wollte er die Geschichte der Erzdiözese in intensiver Weise repräsentiert wissen. An diesem Ort sollte für die Öffentlichkeit beispielhaft in Handschriften und Druckwerken versammelt sein, was diese Erzdiözese über Jahrhunderte hinweg den Menschen zum Lesen und Denken anbietet.
Bibliotheken verändern ihren Standort, werden auflöst oder in andere Bibliotheken integriert, weil sie scheinbar keiner mehr braucht. Dieses vordergründig praktische Problem hat Dr. Benker immer hinterfragt. Er konnte den Horizont aufzeigen, der einen Bibliotheksbestand in die jeweilige Zeitgeschichte stellt, nach ihrer geistlich – geistigen Funktion fragt, woraus seine Zuhörer den Wert erspüren konnten.
Ich erinnere mich lebhaft an eine Exkursion nach St. Gallen als er von sich aus die Geschichte des Klosters und der Bibliothek am Anfang fast vor sich hin murmelte und am Schluss eine große Menschenmenge um sich herum versammelte, die mit Spannung seinen Ausführungen lauschte.
Kirchliche Bibliotheken sind ohne einen missionarischen Auftrag nicht zu denken. Sie sollen der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen, damit für anstehende Probleme die nötigen Hintergrundinformationen kompetent zur Verfügung gestellt werden. Dazu muss bibliothekarische Fachlichkeit und umgreifendes Wissen Hand in Hand gehen. Das Ausloten der geistlichen Dimension dessen, was kirchliche Bibliotheken bereit halten, war Dr. Benker ein ständiges und inständiges Anliegen, das mit dem Begriff der Kulturellen Diakonie umschrieben werden kann. Die lebendige Verbindung von Glauben, Wissen, Kunst und Musik waren ihm Herzensangelegenheit. Sein Wissen um die Geschichte war schier unerschöpflich, spannend sein Vortrag.
Wissenschaft und pastoraler Auftrag, — dieser Zusammenhang darf nicht verloren gehen.
Kirchliche Bibliotheken sollen einen Verkündigungsauftrag innerhalb der Kirche wahrnehmen – auch für jene da sein, die unseren Glauben nicht teilen.
Möge sich der Chor der vielen Autoren in unseren Bibliotheken zu einem hoffnungsvollen Gesang mischen, der sich verbinden möge mit dem Engelschor, der die Heiligen – und den Heiligen heute – in Empfang nimmt.
In te Domine speravi, non confundar in aeternum.
Georg Ott-Stelzner
(Vors. der AKThB)